Loveparade am Brandenburger TOr

Die Loveparade in Berlin

“The Art of Love”

Logo der Loveparade

Die Love Parade war über mehrere Jahrzehnte eine der wichtigsten Instanzen in der deutschen Techno-Szene. Viele lebensfrohe Besucher haben das Fest über die Jahre zu einer echten Attraktion kommen lassen und im Sommer die Straßen von Berlin in ihren Bann gezogen.

Im Folgenden wird noch einmal alle Momente der Love Parade Berlin erinnert und gleichzeitig auch ein Ausblick auf die kommenden Jahre gegeben.

Was ist die Love Parade?

Bei der Love Parade handelte es sich ursprünglich um eine Techno-Parade, die aus der Techno-Szene in West-Berlin entstand. Eigentlich war das Fest als Zusammentreffen und Vernetzung der Techno-Fans in Berlin gedacht.

Angefangen hatte damals alles mit 150 Teilnehmern im Jahre 1989 – und endete zum Schluss in einem reinen Marketing-Event mit bis zu 1,5 Millionen Besuchern. Seinen Charme hatte die Love Parade durch die Lovemobiles oder auch Floats. Die Wagen, ähnlich wie beim Karneval, waren nicht nur mit enthusiastischen Tänzern und Tänzerinnen besetzt, sondern animierten durch Techno-Klänge die Besucher.

Wann war die erste Love Parade? Alles zur Geschichte zwischen 1989 und 2010

In Berlin wurde die erste Love Parade Berlin unter dem Namen „Friede, Freude, Eierkuchen“ 1989 ausgetragen. Ursprünglich entwickelte sich die Love Parade aus der West-Berliner Technomusikszene. Initiiert wurde sie von Matthias Roeingh (Dr. Motte) und Danielle de Picciotto.

Über die Jahre gesellten sich mit Jürgen Laarmann, William Röttger, Sandra Molzahn, Andreas Scheuermann und Ralf Regitz weitere bekannte Gesichter der Berliner Szene hinzu und halfen dabei, die Love Parade in Berlin zu einer Großveranstaltung zu entwickeln.

Zwischen 1989 und 1995 wurde die Love Parade Berlin noch in kleinerem Rahmen ausgetragen. Gerade 1994 und 1995 wurde jedoch zunehmend spürbar, dass in Berlin etwas Großartiges entsteht. Nicht nur konnte man Sponsoren gewinnen und immer mehr Clubs und Labels mit eigenen Lovemobiles ins Boot holen, auch strömten immer mehr Besucher aus dem Ausland nach Berlin. Ab 1996 wählte man daher eine etwas abgeänderte Route durch Berlin.

Danach erreichte die Love Parade Berlin wohl ihren absoluten Zenit. Zwar verlor das Event immer mehr an seinem ursprünglichen Charme und wurde nach und nach kommerzialisiert, doch trieben die Übertragungen auf MTV und VIVA die Techno-Szene weiter an. Im Jahr 1999 erreichte man beispielsweise den Love Parade Besucher Rekord von 1,5 Millionen Besuchern.

Doch waren es genau diese hohen Besucherzahlen, die der Love Parade letztlich das Genick brachen. Nach der Aberkennung des Demonstrationsstatus’ musste die Loveparade Berlin GmbH als Veranstalter selbst für das Sicherheitskonzept und die Entsorgung des Mülls aufkommen.

Die drohenden Mehrkosten, als auch die sinkenden Einnahmen durch den Wegfall der Plattenlabels, sorgten letztlich dafür, dass die Love Parade in Berlin ab 2003 nicht mehr ausgetragen werden konnte.

Neustart der Love Parade und Umzug ins Ruhrgebiet

Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten stieg die Fitnessstudio-Kette McFit als Hauptsponsor der Love Parade 2006 ein. Man beteiligte sich mit einer Summe von 3 Millionen Euro und verhalf der Love Parade Berlin somit zu einem kurzfristigen Comeback.

Allzu lange hielt dieses jedoch nicht Bestand. Geschäftsführer Rainer Schaller gelang es nicht, einen Termin für die Love Parade 2007 in Berlin durchzuboxen, weswegen man die Love Parade ab dem Sommer 2007 ins Ruhrgebiet verschob. In Partnerschaft mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Metropoleruhr GmbH einigte man sich auf Essen, Dortmund, Bochum, Duisburg und Gelsenkirchen als Standorte für die Love Parade zwischen 2007 und 2011.

Zwar hatte die Love Parade zu diesem Zeitpunkt schon ihren gesamten ursprünglichen Charme verloren und nichts mehr mit dem ursprünglichen Produkt zu tun, doch zog man weiterhin viele Musik-Fans an. In Essen und Dortmund kamen fast 1 Million Love Parade Besucher auf die Straße und feierten weitestgehend friedlich miteinander.

Das Ende der Love Parade – das Unglück 2010

Ein trauriges Ende fand die Love Parade im Sommer 2010. Nachdem die Austragung der Love Parade 2009 in Bochum keine Zustimmung seitens der Stadt und vor allem der Polizei erhalten hatte, wollte man im Rahmen der RUHR.2010 das Comeback der Love Parade in Nordrhein-Westfalen feiern.

Während 2009 die Kritik des ehemaligen Polizeipräsidenten von Bochum, Thomas Wenner, vehement war, gab es bereits im Vorfeld Stimmen, die nicht ganz vom Sicherheitskonzept überzeugt waren.

Das grundlegende Problem war die An- und Abreise der Besucher, die lediglich durch eine Rampe gelangen konnten und somit ein logistisches Problem darstellten. Da es sich um ein eingezäuntes Gelände handelte und einige Teile des ehemaligen Güterbahnhofes Duisburg gesperrt waren, konnten sich Besucher nicht frei bewegen – wie beispielsweise bei der Love Parade Berlin.

Leider kam es dann am 24. Juli 2010 zur Tragödie. Durch einen zu großen Besucherandrang kam es in der Unterführung Karl-Lehr-Straße zu einer Massenpanik. 21 Menschen kamen ums Leben, mindestens 652 Menschen wurden teils schwer verletzt. Zudem haben mindestens 6 Betroffene nach den traumatischen Erlebnissen sich das Leben genommen.

Umgehender Rückzug von Rainer Schaller

Einen Tag nach dem Love Parade Unglück von 2010 wurde auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben, dass die Love Parade nicht mehr stattfinden wird. Rainer Schaller gab bekannt, dass es nach einem solch desaströsen Unglück nicht mehr weitergehen kann und man in Gedanken bei allen Opfern und Leidtragenden des Love Parade Unglücks ist.

Da seine Firmen einen großen Schaden durch den Love Parade Unfall nahmen und sich die Prozesse von Hinterbliebenen gegen den Veranstalter und die Stadt Duisburg über Jahre zogen, übernahm Schaller zumindest die „moralische Verantwortung“.

Die B-Parade – Der gescheiterte Versuch einer neuen Love Parade Berlin

Die Love Parade wurde nach Duisburg 2010 komplett eingestellt und demnach auch die geplante Love Parade 2011 in Gelsenkirchen abgesagt. Dennoch gab es im März 2012 erste Bestrebungen, die Magie der Love Parade wieder neu zu erwecken und nach Berlin zurückzuholen. Auf einer Pressekonferenz gab man bekannt, dass man die B-Parade ins Leben rufen und die Nachfolgeveranstaltung erstmals am 21. Juli 2012 austragen möchte.

Nutzen wollte man dabei die alte Route der Love Parade Berlin – auf der Straße des 17. Juni bis zum Brandenburger Tor. Es handelte sich dabei jedoch keineswegs um ein neues Konzept. Bereits seit 2008 war die B-Parade immer wieder im Gespräch. Aus Sicht der Berliner Techno-Szene war es schade, dass auch der Versuch der B-Parade 2012 ins Wasser fiel.

Der Zug der Liebe – Die Alternative zur Love Parade

Seit 2015 gibt es jedoch wieder eine Techno-Parade in Berlin. Der Zug der Liebe ist allerdings kein direkter Nachfolger der Love Parade. Vielmehr sieht man sich als eine jährliche Demonstration, bei der soziale Vereine als Schirmherren vertreten sind. Man spricht daher offene Missstände in unserer Gesellschaft an. Wenig überraschend entstand die Idee des Zugs der Liebe aus einer Gegendemonstration zum damaligen PEGIDA-Aufmarsch in Berlin.

In der Öffentlichkeit wurde der Zug der Liebe immer mal wieder als direkter Nachfolger der Love Parade bezeichnet. Tatsächlich musste man ab 2018 mit ähnlichen Problemen kämpfen, wie die Love Parade zu seiner Anfangszeit.

Durch die chronische Überlastung der Organisatoren und den finanziellen Engpässen musste der Zug der Liebe durch Crowdfunding am Leben gehalten werden. Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Besucherzahlen jedoch von knapp 50.000 Teilnehmern auf unter 10.000 Besucher geschrumpft.

Bild einer Stage auf der Loveparade

Rückkehr von Dr. Motte – die Rave the Planet Parade

Einen wirklichen Nachfolger der Love Parade in Berlin kann es aber nur mit Dr. Motte geben. Matthias Roeingh gab im Januar 2020 bekannt, dass man wieder an einem Event in der Größenordnung der ursprünglichen Love Parade arbeiten würde. Per Fundraisingmodell konnte man die notwendigen Kosten auch stemmen und unter dem Namen Rave The Planet gGmbH das Comeback der Love Parade in Berlin für den 10. Juli 2021 planen.

Leider machte die Corona-Krise in Deutschland diesen Plänen aber schnell einen Strich durch die Rechnung. Da auch im Januar 2021 keine Planungssicherheit bestand, mussten Dr. Motte und seine Ehefrau Ellen Dosch-Roeingh das erste Event der Rave the Planet Parade jedoch absagen. Stattdessen wurde die erste Rave the Planet Parade auf den 9. Juli 2022 verlegt.

Unter dem Motto Together We Are One begann die Parade auf dem Kurfürstendamm und endete am Tiergarten. Trotz des strömenden Regens war man in der Lage, knapp 200.000 Teilnehmer zu animieren.

Laut Veranstalter waren es zwar eher 300.000 Besucher, doch ist dies eine sehr starke Zahl, die klar verdeutlicht, welche Lücke die Love Parade Berlin hinterlassen hat. In den Jahren 2023 und 2024 konnte man dagegen deutlich zulegen und das Event klar als Nachfolger der erfolgreichen Love Parade Geschichte etablieren.

Hier wären einmal alle bisherigen Events der Rave the Planet Parade:

JahrStadtMottoBesucherzahlenAnthemArtists
2022BerlinTogether We Are One200.000Rave The PlanetA*S*Y*S & Kai Tracid
2023BerlinMusic Is the Answer              300.000Music Is The AnswerDr. Motte & Jam El Mar
2024BerlinLove Is Stronger300.000Love Is StrongerDr. Motte, Westbam/ML & Tom Wax
2025BerlinTBDTBDTBDTBD

Die Unterschiede zwischen Love Parade und Rave the Planet Parade

Trotz der vielen Ähnlichkeiten – unter anderem bekannte Love Parade Gründer – gibt es doch einige gravierende Unterschiede zwischen der ursprünglichen Love Parade und Rave the Planet Parade.

  • Anmeldung als Demonstration:

Wichtigster Unterschied ist die Anmeldung der Rave the Planet Parade als Demonstration. Genau dieses Recht wurde der Love Parade vom Oberverwaltungsgericht Berlin abgesprochen und das Urteil letztlich durch das Bundesverfassungsgericht bestätigt. Finanziell erleichtert das die Austragung der Rave the Planet Parade

  • Sustainability:

Sicherlich sind die Bilder von verdreckten Grünflächen in Berlin oder ganzen Müllbergen noch im Sinn der Love-Parade-Fans der ersten Stunde. Berlin benötigte nach der Love Parade eine Herkulesaufgabe, um den Müll von der Route zu bekommen. Die Rave the Planet Parade setzt hingegen großen Wert auf Sustainability und einen grünen Daumen.

  • Pop-Kultur:

Gerade in den Jahren nach dem Standortwechsel der Love Parade hatte diese komplett ihren Charme verloren. Statt Techno stand Kommerzialisierung auf der Tagesliste. Es ging mehr darum, grelle Love Parade Outfits zu finden, statt den DJs und ihrer Musik zu lauschen. Die Rave the Planet Parade möchte die Techno-Szene in Berlin deutlich besser repräsentieren.

  • Größe der Parade:

Letztlich haben die Gründer der Rave the Planet Parade auf die Fahne geschrieben, dass sie eben nicht die Ausmaße der Love Parade erreichen wollen. Die Love Parade ist auf ihrem Zenit zu groß gewesen und konnte nicht mehr effektiv organisiert werden. Man versucht die Besucherzahlen daher durch die Wahl der Route beeinflussen zu können.

Logo der Loveparade